Er rockte in Rio, sass bei Tourneen von Gilberto Gil am Schlagzeug und arbeitet in seiner Wahlheimat New York mit dem ebenfalls in Brasilien verwurzelten Arto Lindsay zusammen: Vinicius Cantuaria, ein mit allen - musikalischen - Wassern gewaschener Brasilianer.
Wie etliche andere Exil-Brasilianer hat sich Cantuaria in den letzten Jahren älteren Formen der MPB (Música Popular Brasileira) zugewandt, vorab der Bossa Nova, deren Blütezeit von 1958 bis 1964 dauerte. Unmittelbarkeit und Lebensgefühl der Bossa liessen sich nicht in spätere Zeiten hinüberretten, wohl aber ihre musikalischen Errungenschaften. Cantuaria springt als einfallsreicher Musiker ausgesprochen kreativ mit traditionellen brasilianischen Musikformen um. Dabei holt er auch fast Vergessenes ans Licht, in „Chuva“ (Regen) von der aktuellen CD „Cymbals“ etwa eine damals recht populär gewesene dadaistisch-lautmalerische Bossa-Variante: vor dem regelmässigen „Tröpfeln“ der Gitarre werden die einzelnen Wörter des Textes als stark betonte, unregelmässig fallende „Tropfen“ mit der Stimme hingeploppt. Der eigenwillige Song klingt in fernem E-Gitarrengeschmiere aus, das wie durch zwei geschlossene Kellertüren herüberdringt. Witzig und in den dezent kreativen Details typisch für Cantuaria, der im Heimweh-Song „Batuque“, wo eine in disparate perkussive Tupfer zerbröselnde Carnevalstimmung zelebriert wird, auch bis zur Formauflösung gehen kann.
Solche Passagen sind in Cantuarias Oeuvre in der Minderzahl, er interpretiert heute lieber heiter-melodischen Choro („Voçe Está Sumindo“) oder gibt sich träumerischen und delikat instrumentierten Bossa-Eigenkreationen hin. Ein Mann auf der Suche nach den verlorenen Sounds seiner Heimat.
Zürich, Moods
Fr 12. 10, 20.30 Uhr